Maria Sanchez: Wie werden Symptome zu Wegweisern statt Gegnern?
Shownotes
Maria Sanchez ist Traumatherapeutin, Gründerin von Essential Core und Bestsellerautorin. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Psychologie und Spiritualität und zeigt, wie emotionale Selbstbegleitung und Körperwahrnehmung Heilung ermöglichen. Timo wollte von Maria wissen, warum Heilung eher eine Folge als ein Ziel ist, wie Symptome zu Wegweisern werden können und was sie mit dem „UND-Raum“ zwischen Psychologie und Spiritualität meint. Sie sprechen über blinde Flecken der Identifikation, innere Anteile (vom verlassenen Kind bis zu Kritiker-„Armeen“), darüber, Dissoziation zu halten statt zu bekämpfen, und darüber, wie Mitgefühl den Schritt in Selbstwirksamkeit - auch bei Depression - erleichtert. Außerdem geht es um die Sprache des Körpers, die Entstehung von Essential Core und Marias Wunsch für einen achtsameren gesellschaftlichen Umgang mit Trauma.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge unseres Heavocity Podcasts.
00:00:04: Und heute habe ich zu Gast Maria Sanches.
00:00:07: Maria, du bist selber Gründerin des Ansatzes Essential Core.
00:00:12: Hast auch ein eigenes Therapiezentrum, also beispielsweise Traumotherapeutin in Hamburg.
00:00:18: Und du bist auch Bestsellerautorin.
00:00:20: Das heißt, du hast auch Bücher geschrieben zu diesen Themen.
00:00:23: Und ja, heute werden wir uns genau darüber unterhalten über Essential Core, über deinen Ansatz, mit dem du arbeitest, wie du den entwickelt hast und was vielleicht auch wichtige Eigenschaften dieses anderes sind, um Menschen in die Heilung zu begleiten.
00:00:35: Deshalb vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst für dieses Interview.
00:00:40: Vielen Dank für die Einladung, lieber Timo.
00:00:41: Ich freue mich sehr auf unser Gespräch.
00:00:45: Ja, schön.
00:00:46: Zu Beginn mit mich einfach mal interessieren.
00:00:49: Was hat dich auf den Weg gebracht?
00:00:50: Was hat dich auf den Weg gebracht, dass du gesagt hast, erstmal ich möchte Menschen selbst in Heilungsprozessen begleiten, zusätzlich noch eine eigene Methode, einen eigenen Ansatz zu entwickeln, aufgrund der Erfahrungen, die du vielleicht auch selbst gemacht hast?
00:01:02: Was ist das und deine Geschichte auf dem Weg dahin?
00:01:06: Ja, also das war keineswegs geplant, gar nicht geplant.
00:01:12: Es ist mir jetzt zu mir gekommen, weil ich mit Anfang zwanzig hatte ich einen sehr schweren Zusammenbruch.
00:01:19: Ich komme aus einer Kindheit, die von viel Gewalt begleitet war.
00:01:24: Und ich konnte das wirklich mehr oder weniger über viele Kompensationstrategien, konnte ich das immer ein bisschen mehr oder weniger im Balance halten.
00:01:34: Und mit Anfang zwanzig ging es dann nicht mehr.
00:01:37: Und dann bin ich ganz tief gefallen.
00:01:39: Ich hatte eine bestimmte Erkrankung, ein Stoffwechselerkrankung und diese hat mich in Kontakt gebracht mit einer unglaublich tiefen Ohnmacht, einer ganz tiefen Hilflosigkeit, weil die Krankheit lange Zeit nicht entdeckt wurde, also entdeckt schon, aber man wusste nicht, wie man sie behandeln könnte.
00:02:00: Und ich habe im Folge der Erkrankung zwanzig Kilo in wenigen Wochen zugenommen und mein Körper flippte wirklich vollkommen aus.
00:02:10: Und das hat mich in Kontakt gebracht mit der Ohnmacht meiner Kindheit, die ich bis dahin weitestgehend immer wieder versucht habe, wegzudrängen.
00:02:21: Und dann brach es eben wie eine riesige Welle über mich ein.
00:02:26: Und dann war ich sehr depressiv, ich war suizidal, ich hatte extreme Ängste, ich bin in anderer Bewusstsein zuständig gefallen, ich war sehr dissoziiert.
00:02:37: bin immer wieder aus dem Körper rausgefallen.
00:02:39: Also das war wirklich eine Horrorzeit.
00:02:42: Und irgendwann habe ich dann begonnen, jetzt die Kurzform dieser Geschichte, die irgendwann habe ich begonnen, weil es wirklich gar nicht anders ging.
00:02:53: Also es war mir ganz klar, wenn ich überleben möchte, muss ich irgendetwas tun.
00:02:59: Denn die Therapeuten, die ich damals hatte, eine ganz tolle Therapeuten, die ich mir gesucht hatte.
00:03:06: Und wir reden ja von einer Zeit, als Trauma gar nicht bekannt war in der Form.
00:03:11: Die Therapeutin war wunderbar.
00:03:13: Ihr verdank ich wirklich auch mein Leben.
00:03:15: Das kann ich wirklich so sagen.
00:03:17: Aber es war auch ganz klar, einmal in der Woche dorthin zu gehen, wird mich nicht retten.
00:03:23: Und daraufhin habe ich begonnen, in einem Trail- und Error-Verfahren über Jahre bestimmte Übungen zu entwickeln.
00:03:31: Es ging wirklich nur um mich.
00:03:33: Und auf diese Weise hat sich im Laufe der Jahre eine emotionale Selbstbegleitung entwickelt.
00:03:39: Die hatte keinen Namen.
00:03:41: Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich das mal Menschen zeigen würde.
00:03:44: Aber es passierte dann eben langsam mehr und mehr, dass man eine Depressionenheilung erfahren konnte.
00:03:51: Ich habe dreißig Kilo abgenommen ohne Diät, Sportprogramme oder mentale Programme, sondern wirklich durch das immer wieder... erforschen das entwickeln einer inneren Begegnungskompetenz und eine sehr starke Angstproblematik, die ich schon seit meiner Kindheit hatte, die dann in der heftigen Zeit, in dieser sehr dunklen Zeit auch tagsüber doll auftrat, konnte auch Heilung erfahren.
00:04:18: Also für mich ist das heute wie ein völlig anderes Leben und es begann durch diese Selbstbegleitung ein tiefer spiritueller Weg, so dass Das ist einfach ein ganz anderes Leben, hat einfach irgendwann damit begonnen.
00:04:32: Und dann haben mich Menschen gefragt.
00:04:34: Es begann wirklich mit der Gewichtsabnahme.
00:04:37: Wenn ich irgendwo hin kam, haben mich Menschen gefragt.
00:04:41: Was hast du eingenommen?
00:04:42: Was gibt das für ein Wundermittel?
00:04:44: Du siehst jetzt sehr viel schlanker aus als noch vor einem Jahr.
00:04:48: Und wenn ich dann gesagt habe, nein, nein, nicht mit reglementierenden Maßnahmen, sondern den Essdruck als Wegweiser nutzen, die Symptomatik als Wegweiser nutzen.
00:04:58: dann war das Interesse groß.
00:05:00: Und so habe ich in meinem Wohnzimmer damals begonnen, Menschen diese Übungen zu zeigen und dann hat sich das mehr und mehr entwickelt und so ist es dann zu mir gekommen.
00:05:09: Also heute bin ich sehr, sehr dankbar, dass ich das so erleben konnte, erleben durfte und freue mich von Herzen, dass ich das weitergeben darf.
00:05:21: Wow.
00:05:21: Das heißt, du hast im Prinzip begonnen durch Selbsterfahrung, indem du ... Übungen gemacht hast, dich mit dir verbunden hast, erforscht hast, sagen, mehr und mehr diese Erfahrung zu machen, wie du in die Heilung kommst und hast dann aus dem, was du dort zu sagen so erfahren hast, einen eigenen Ansatz entwickelt.
00:05:39: Genau, und zwar über Jahre.
00:05:40: Also es ging, ich habe am Anfang, also was heißt am Anfang, als klar war, es gibt so bestimmte Grundübungen, als klar war okay.
00:05:51: die Denk- und Fühlweise, die langsam Einzug findet, weil es ist wirklich eine sehr tiefe Transformation.
00:05:59: Es ist eben nicht, was muss ich tun, damit ich meine Depression los werde, weil das hat eben die erste Zeit gar nicht funktioniert.
00:06:06: Ich war viel zu sehr am Boden.
00:06:07: Es ging gar nichts mehr.
00:06:09: Es war ein sehr tiefes sich ergeben müssen und von dort aus wirklich das Laufen neu lernen.
00:06:17: Und ich habe dann Ausschau gehalten, ob es später dann, ein bisschen später, aber noch relativ am Anfang, als ich diese Grundübungen langsam entwickelt habe, ob es eine Ausrichtung gibt, eine therapeutische Ausrichtung gibt, die diese Art von Begleitung zeigt und bin nicht fündig geworden.
00:06:36: Es gibt bestimmte großartige, super wertvolle Ausrichtungen, also denen ich meinen tiefen Respekt zolle.
00:06:44: Aber es gibt etwas, was ich ja auch in meinem letzten Buch beschrieben habe, was ich den blinden Fleck nenne.
00:06:50: Und der war für mich eben noch so stark ganz oft vorhanden.
00:06:56: Und deshalb habe ich irgendwann gesagt, okay, wenn ich nicht irgendwo so andocken kann, dann gebe ich dem Ganzen jetzt einen Namen und dann biete ich jetzt einfach diese Übung den Menschen an, wenn sie so stark danach fragen.
00:07:12: Und es ist eben nicht, die Übungen haben kein Selbstzweck.
00:07:15: Das sind nicht Übungen, damit man, also ich sage es mal ganz platt, es sind keine Übungen, damit du deine Depression loswirst, sondern die Heilung ist ja immer eine Folge und nicht das Ziel.
00:07:28: Das heißt, die Wahrnehmung für dich selbst wird enorm geschult und du lernst dich auf eine andere Weise wahrzunehmen auf eine andere Weise, dir zu begegnen.
00:07:39: Und diese Begegnungskompetenz führt eben dann langsam dazu.
00:07:42: Deswegen spreche ich auch davon, dass Psychologie und Spiritualität sich da treffen, weil es darum geht, nicht etwas zu integrieren.
00:07:54: Integration ist die Folge.
00:07:56: Es geht darum, aufzuwachen aus einem ganz grundsätzlichen biografischen Schutzprogramm.
00:08:03: welches aus meiner Sicht bei uns Menschen vorhanden ist.
00:08:07: Und diese Wahrnehmungsschulung und dieses langsam sich immer wieder abholen, wo man steht und einen Empfinden zu bekommen für diesen blinden Fleck lässt eben dich dir sehr, sehr, sehr tief und sehr nahe kommen, ohne dich zu überfordern.
00:08:23: Das ist ganz langsamer Weg.
00:08:25: Es ist ein tiefer Weg.
00:08:26: Heilung braucht Zeit.
00:08:28: Ich meine, das kennst du ja.
00:08:29: Gehst du ja auch aus deiner Arbeit.
00:08:31: Das ist keine schnelle Sache, weiß Gott nicht.
00:08:34: Man könnte also sagen, dass die Depression oder die chronische Erschöpfung oder der Schlaf, die Schlafproblematik oder was immer Menschen an der Stelle für sich als leidvolles Symptom erleben, dass dein psychisches oder psychosomatisches Symptom langsam Heilung erfahren kann, ist eigentlich die Folge des Aufwachens aus dem Schutzprogramm.
00:08:57: Ja, spannend.
00:08:59: Du erzählst oder was du so mitgibst, so wie ich das verstehe, ist eben nicht in die Identifizierung beispielsweise zu gehen.
00:09:06: Ich bin es gestört oder ich bin alkoholabhängig und ich muss sozusagen gegen dieses Symptom kämpfen, was ja viel teilweise gemacht wird da draußen in Ansätzen, sondern wie ich es verstehe, es geht zusammen darum ein Stück tiefer zu schauen.
00:09:19: Was war der Lösungsansatz mit... dieser Sucht?
00:09:22: oder was war der Lösungsansatz, was ich sozusagen oder was war die tiefer liegende Ursache dahinter.
00:09:27: Und wie gehst du dann damit um?
00:09:30: Du hast eben von Bewältigungsstrategien gesprochen, aufgrund von Trauma.
00:09:34: Und jetzt gibt es dahinter liegen vielleicht einen tieferen Schmerz.
00:09:36: Und wenn wir jetzt mal so mit deinem Ansatz kommen, wie arbeitest du damit?
00:09:40: Und wie können Menschen auch, sag ich mal, in der Selbstbegleitung gut damit umgehen?
00:09:45: Ja, also diese Selbstbegleitung ist eine Art Selbsttherapie.
00:09:50: Und ich sage damit natürlich auf gar keinen Fall, das wäre ja unverantwortlich, dass es nicht absolut wichtig und notwendig sein kann, dass Menschen einen externen Therapeuten oder eine externe Therapeuten aufsuchen.
00:10:06: Aber auch in meiner traumat therapeutischen Praxis sind Menschen, die zu mir kommen, nicht davon entbunden, dass sie auch lernen, sich selbst zu begleiten.
00:10:16: Denn sonst bin ich immer, oder Menschen, die als TherapeutInnen arbeiten, sind sonst immer wie ein Erlaubnisgeberin, die einen Raum öffnen in der Therapie, damit Menschen sich da erfahren können, was ja auch sehr wichtig sein kann in der Beziehung, auf der Beziehungsebene.
00:10:36: Aber ich sage ganz oft, die Seite, die mir gegenüber sitzt und die vielleicht in der Therapie sagt, ich möchte meine Schlafproblematik wirklich endlich heilen, ist natürlich nicht die Seite, die die Schlafproblematik hat.
00:10:55: Also, wenn jemand mit einem emotionalen Essproblem vor mir sitzt und wirklich gerne sich das Essproblem anschauen möchte, dann ist das nicht die Seite, die um zwanzig Uhr vor dem Fernseher zu den Erdnüssen greift.
00:11:08: Und deshalb ist es aus meiner Sicht so wichtig, dass wir nicht nur interpersonelle Beziehungserfahrung machen, sondern dass es ganz wichtig auch ist, die intrapersonelle Beziehung auf eine Weise für sich zu erleben, dass wir an der Stelle eine Begegnungskompetenz mit uns selbst lernen.
00:11:29: Und du hast ja jetzt eben gefragt, Timo, ob ich da vielleicht ein bisschen sagen kann, was ist denn, wenn jemand dann vielleicht mit einer Symptomatik kommt?
00:11:38: Erst einmal ist meine Erfahrung, das gehört mit zu dem blinden Fleck, dass die meisten Menschen nicht wissen, womit sie identifiziert sind.
00:11:48: Du sprachst eben von Identifikation.
00:11:51: Wir sind fast nie mit dem Symptom identifiziert.
00:11:56: Meine Erfahrung ist, wir sind identifiziert mit, ich will das Symptom nicht haben.
00:12:02: Wir bekommen oft nicht mal mit, dass wir Zwei, mindestens zwei Seiten in uns haben.
00:12:10: Ein Konflikt, den wir haben und wenn es uns nicht gut geht, dann muss es ja ein Konflikt geben.
00:12:16: Und wir schauen, wenn auch wenn wir traumat therapeutisch oder therapeutisch arbeiten, wir schauen in der Regel auf die Symptome Seite.
00:12:24: Aber wo ist dann die zweite Konfliktpartei?
00:12:27: Ein Konflikt braucht ja mindestens zwei Seiten.
00:12:31: Und das ist eben gehört mit zu diesem blinden Fleck, von dem ich spreche, von dem universalen blinden Fleck.
00:12:38: Wir haben in der Regel eine Seite, die ist Symptomträger oder Symptomträgerin, zum Beispiel die Depressionen.
00:12:45: Und wir haben eine andere Seite, die fühlt sich massiv davon gestört, die will das nicht haben, die will endlich ins Leben kommen, die will endlich frei sein.
00:12:54: Und je größer der Kampf zwischen diesen beiden Seiten ist, desto größer ist das Leiden.
00:13:01: Aber die meisten Menschen kommen eben in eine Therapiestunde zum Beispiel und hoffen, was ja auch sehr verständlich ist, ich kann das absolut verstehen, dass wir jetzt endlich mit der Depression beginnen zu arbeiten.
00:13:14: und das tue ich ganz oft am Anfang nicht, sondern ich schaue erst mal, womit ist denn die Person eigentlich identifiziert?
00:13:22: und in der Regel ist es, ich bin hier damit das endlich geht und dann sage ich okay.
00:13:28: Was ist denn das für eine Seite, die sich so doll gestört fühlt?
00:13:32: Können wir die mal kennenlernen?
00:13:34: Also es gibt Menschen, die können zehn, zwanzig oder mehrere Jahre Therapie machen, durcharbeiten immer wieder oder arbeiten immer wieder ihre Biografie durch, aber sind nicht einmal tatsächlich mit der Seite identifiziert, an der sie die gesamte Zeit arbeiten.
00:13:52: Also jemand könnte, um es ganz krass und überspitzt zu sagen, Jemand könnte jahrelang in Therapie viel geweint haben, aber war nicht einmal mit der weinenden Seite identifiziert, sondern es ist mehr, sie geschieht ihr.
00:14:08: Sie ist vielleicht identifiziert mit, wie lange muss ich eigentlich noch weinen, damit es endlich aufhört.
00:14:14: Ich habe doch schon so viel gearbeitet.
00:14:17: Also die Frage nach der Identifikation ist ein ganz wesentlicher Punkt, weil die meisten Menschen dann noch gar nicht eine Wahrnehmung haben.
00:14:26: Und das kann für viele Menschen wirklich ganz neue Türen öffnen, mal sich zu fragen, womit bin ich eigentlich identifiziert.
00:14:35: Das heißt, du gehst in die Anteile, die im Menschen sind und schaust erstmal, okay, welche Anteile gibt es in mir und diesen Konflikt dazwischen und wo?
00:14:45: und das ist wahrscheinlich schon Teil des ersten... oder Beginn des Heilungsprozesses.
00:14:48: und wo gehst du dann sagen in diesen Heilungsprozess, wo dann beispielsweise die Seite, die vielleicht Depressionen zeigt und da gibt es ja vielleicht eine Geschichte dahinter, wie das Ganze wieder in eine Ganzheitlichkeit kommt, sag ich mal, oder in einen Zusammenfind.
00:15:01: Genau.
00:15:02: Also die Übung, die ich an die Hand gebe, das ist ein stufenartiger Aufbau.
00:15:07: Es geht erst mal darum, überhaupt seine Wahrnehmung am Anfang schon in eine Richtung zu schulen, dass sich überhaupt bestimmte Dynamiken in mir mitbekommen.
00:15:17: Weil auch da haben wir oder laufen wir Gefahr, dass wir bestimmte Dynamiken übersehen.
00:15:25: Also Beispiel, jemand in uns oder eine Seite in uns schämt sich immer ganz doll.
00:15:32: Es gibt vielleicht bei einer Person ein großes Schamthema.
00:15:36: Und der Blick geht dann auf die sich schämende Seite.
00:15:40: Aber es gibt auch eine Dynamik.
00:15:41: Es muss ja ein Beschema in uns geben, sonst gibt es ja keine Scham.
00:15:46: Also der Beschemer könnten heftige innere Kritiker sein.
00:15:50: Das ganz ersten Step geht zu behaupterst mal darum natürlich Ressourcen aufzubauen, weil ohne Ressourcen kannst du gar nicht in Tiefe gehen.
00:15:58: Das weiß ich arbeite mit bestimmten Übungen, aber das sind auch traumat therapeutisch auch bekanntere Elemente, dass du sichere Ort und so weiter, dass du erst mal ein Fundament gut schaffen kannst, dass du lernst, wenn es irgendwie schwieriger wird, dass du aussteigen kannst, dass du bremsen kannst.
00:16:16: Das heißt, du lernst dich in ein Auto innerlich zu setzen und lernst erst mal, okay, wie kann ich denn bremsen und wo sitze ich eigentlich hier?
00:16:22: und so weiter.
00:16:24: Dann geht es darum, dass du eine Art ein neues Vokabular lernst, um bestimmte Dynamiken in dir schneller greifen zu können.
00:16:33: Weil die Persönlichkeitsseiten in uns kann man bestimmten Gruppen zuweisen.
00:16:38: Also, wenn du bestimmte verlassene innere Kinder in dir hast, dann kannst du, egal ob sie traurig würden, ängstlich oder wie auch immer sind, du kannst eine Überschrift finden.
00:16:52: Okay, das sind erstmal verlassene innere Kinder.
00:16:55: Also wir fangen sozusagen ganz oben an.
00:16:57: Dann gibt es die andere Gruppe.
00:16:59: Wer ist denn die Gruppe der Traurigkeitsmacher, der Schammacher, der Wutmacher und so weiter?
00:17:06: Du lernst also überhaupt erst mal ein Vokabular, um dich innerlich neu navigieren zu lernen.
00:17:13: Damit du immer wieder mitbekommen kannst.
00:17:17: Aha, ich bin jetzt gerade damit identifiziert oder damit identifiziert.
00:17:21: Du erweiterst da dein Spektrum.
00:17:24: Dann geht es weiter, weil es geht ja irgendwann sehr in die Tiefe.
00:17:28: Sehr, es bleibt nicht mental.
00:17:30: Dann gibt es bestimmte Wahrnehmungsübungen, um den Körper sehr, sehr fein wahrzunehmen.
00:17:36: Ich nenne es oft, du lernst die Sprache des Körpers auf eine sehr feine Weise zu empfangen.
00:17:44: Und dann gibt es Übungen, die führen dich richtig langsam tiefer und tiefer und du lernst dabei, dem Prozess von Moment zu Moment zu folgen, aber nicht im Sinne von schließt die Augen und sagt mir, was du wahrnimmst, weil meine Erfahrung ist, unser biografisches Schutzprogramm, wie ich es nenne, schmeißt uns ganz oft aus der Kurve und wir haben nicht mal mitbekommen, dass es eine Kurve gab.
00:18:13: Es ist wirklich eine eine grandiose Gerüst in uns, eine grandiose Struktur in uns, dass wir bestimmte Dynamiken in unserer Wahrnehmung nicht mitbekommen.
00:18:29: Und das heißt, die Begleitung in die Tiefe dieses von Moment zu Moment geht nur durch die Vorbereitung der Wahrnehmungsschulung vorher und dann erzählt ihr der Prozess.
00:18:42: Die Persönlichkeitsseite erzählt sozusagen über den Körper die Geschichte.
00:18:47: Das heißt, Menschen, die zum Beispiel auf meine Veranstaltung kommen, sagen dann vielleicht, ich weiß, ich wusste ganz viel aus meiner Biografie, aber ich habe hier gemerkt, dass ja nochmal ganz andere Dinge aufkommen.
00:19:01: Du lernst sozusagen dein Unterbewusstsein, gib dir Informationen die ganze Zeit, aber unsere Antenne ist so eingestellt.
00:19:11: dass wir kognitiv viel aus unserer Biografie wissen und dadurch bekommen wir schon manche Dinge gar nicht mehr mit.
00:19:19: Es geht wirklich darum, deswegen ja auch Psychologie trifft Spiritualität oder unter anderem deswegen, du tauchst wahnsinnig tief ins Jetzt immer wieder ein und dann lernst du in einem, vom Bewusstsein her, wie dual zu sein.
00:19:36: Du bist ganz die Persönlichkeitsseite und du bist sie auch ganz gar nicht.
00:19:43: Du bist wie deine eigene Therapeuten und du bist deine eigene Klientin.
00:19:47: Du bist mit einem Fuß voll im Hier und Jetzt verankert und gleichzeitig bist du dieses verlassene innere Kind, was die Geschichte über verschiedene körperliche Körperebenen zu erzählen oder beginnt zu erzählen.
00:20:04: Das kann, da kann man sehr, sehr, sehr tief gehen.
00:20:09: Schön, das heißt im Prinzip so dieses Sowohl als auch, weil wir kennen ja häufig im traumatischen Kontext nur das entweder oder, das das damals, das jetzt, sondern dieses wichtig verstehe geht es darum auch, das sowohl als auch wahrzunehmen im gegenwärtigen Moment.
00:20:23: und dennoch gibt es diese Seite, die sozusagen auch da sein darf.
00:20:28: Genau, und ich spreche tatsächlich von einem Und-Raum, weil Wenn Menschen mit sowohl als auch den Untraum meinen, dann ist das wunderbar.
00:20:41: Aber wenn Menschen sagen, es ist sowohl blau als auch gelb, da könnte noch die Gefahr bestehen, dass unser Blick entweder auf blau oder gelb, weil wir von der Aufmerksamkeit sowohl als auch hin und her gehen.
00:20:58: Und deshalb habe ich irgendwann den das Wort Untraum für mich als passender empfunden, dass gelb und blau zum Beispiel von einem Kreis geraumt werden und der Kreis ist der Untraum.
00:21:14: Aber von dem, was du, glaube ich, gerade meintest, ist das genauso, Timo.
00:21:18: Also du entwickelst ein duales Bewusstsein ganz, ganz stark und bist wie gleichzeitig auf mehreren Ebenen präsent und lernst dich sehr, sehr tief kennen.
00:21:34: Diese Verbindung, das ist ja von der Verbindung zum Körper auch gesprochen und Trauma ist ja häufig das, was uns vom Körper und der Körperwahrnehmung und unseren Emotionen auch trennt.
00:21:44: Kann ja theoretisch auch eine Bewältigungsstrategie vom Trauma sein.
00:21:48: und häufig ist ja auch so, wenn Erkrankungen kommen, ob die jetzt körperlich oder psychisch sind, dann sind die ja meistens schon so.
00:21:53: ein letztes Zeichen des Körpers.
00:21:56: der uns zeigt, dass was im Argen oder da gilt es vielleicht was anzugucken.
00:22:04: Wie erlebst du das oder wie fühlst du Menschen auch wieder in dieses Körpergefühl, also diese Möglichkeit wirklich Schritt für Schritt den Körper wahrzunehmen, ohne die Menschen da und dass sie unter Druck kommen sozusagen.
00:22:13: Jetzt habe ich, lebe ich auch mal mal in der Arbeit, dass Menschen natürlich, wenn sie... auf gewissen Ebenen ansprechbar sind.
00:22:19: Und gerade Menschen, die vielleicht mehr in die Kognition gehen, tun sich manchmal sehr schwer ins Fühlen, ins Körper zu kommen.
00:22:24: Wie unterstützt du die mehr und mehr auch für die Menschen, die zuhören und die vielleicht sogar betroffen sind?
00:22:31: Also durch diese Übung, dadurch, dass du die Sprache des Körpers lernst, für mich ist der Körper nicht nur der physische Körper, sondern der innere Körper.
00:22:41: Wir haben ja unterschiedlichste Wahrnehmungsebenen in uns.
00:22:45: Und wenn zum Beispiel jemand kommt und die Person ist, hat als Bewältigungsstrategie, dass sie ins Mentale geht, dann ist genau das, was du eben auch sagst.
00:22:57: Viele setzen sich so wahnsinnig unter Druck.
00:22:59: Wenn wir aber gar nicht darauf aus sind, du musst fühlen, sondern wieder, womit ist sie identifiziert und wie kann diese Person sich abholen, wo sie steht?
00:23:11: dann kann es sein, weil eine Ebene in uns ist ja eine mentale Ebene.
00:23:17: Und es gibt ja verdammt gute Gründe, warum diese Person eben bisher nicht fühlen konnte, warum ihre Schutzprogramme, ihr biografisches Schutzprogramm da ein Wächter steht und dann sagt, nee, nicht fühlen.
00:23:32: Und mit dieser Seite, die da steht, kannst du natürlich, die kannst du wunderbar begleiten, weil sie ist ja eine Zeitzeugin.
00:23:40: Also nicht zu fühlen ist ja ein Symptom.
00:23:43: Ein Symptom ist ein Zeitzeug oder ein Zeitzeugin.
00:23:46: Das heißt, wenn eine Seite eben bei einer Person sagt, fühlen ist gefährlich, fühlen geht gar nicht.
00:23:54: Und eine andere Seite sagt, ich will aber endlich fühlen, dann ist da ein Konflikt.
00:23:58: Und wenn du beide Seiten beginnst, in die Tiefe zu begleiten, dann ist deren Ursprung ja identisch.
00:24:04: Also das Verletzungs... Ereignisse oder die Verletzungsereignisse, aus denen diese beiden Seiten entsprungen sind, da treffen sie sich ja in der Tiefe.
00:24:17: Und wenn du nicht die Ausrichtung hast, wir müssen in den Körper kommen, sondern du kannst dich abholen an der Grenze zum Körper fühlen, nimmst diese Grenzfigur, begleitest sie, kommt immer, ist meine Erfahrung immer, das fühlen, weil es irgendwann zum Beispiel eine Angst Richtig fühlbar gibt die Auftaucht, dann wieder wichtig bremsen, gucken, ganz langsam annähern.
00:24:44: Aber dann wird eben für die Person fühlbar deutlich, was da eigentlich ist.
00:24:49: Und das ist ja ein, zu einem Heilungsweg ist zumindest meine Erfahrung, ich weiß nicht, wie deine ist, Timo.
00:24:57: Gehört ja so dazu, dass Menschen, und das kommt ja, ein tiefes Mitgefühl für sich selbst entwickeln.
00:25:05: Und wenn dann plötzlich langsam fühlbar wird, nicht nur kognitiv, sondern wirklich fühlbar wird, oh wow, deshalb kann ich bisher noch gar nicht fühlen.
00:25:15: Dann öffnet sich ja schon ein anderer Raum, so ein Mitgefühl öffnet der ja einen anderen Bewusstseinsraum.
00:25:21: Oder zum Beispiel, wenn Menschen, traumatisierte Menschen sind ja eben oft, ja, eben haben mit der Soziation zu tun.
00:25:30: Wenn sie kommen und manchmal eben sagen, ja und ich habe bestimmte Techniken, wie ich dann aus der Dissoziation rauskomme und so, dann sage ich ganz oft, warte mal ganz kurz, lass uns doch deine Dissoziation begleiten.
00:25:45: Du musst dich nicht anstrengen.
00:25:48: Wenn du merkst, du bist ganz viel weg und du hast noch eine Ebene in dir.
00:25:54: die sagen kann, also wenn die Dissoziation nicht so stark ist, dass man nicht mehr antworten kann, sonst ist es natürlich noch mal ein anderer Fall, aber wenn es eine Ebene in dir gibt, eine beobachtende Ebene, die mir mitteilen kann, oh, jetzt bin ich irgendwie weg, dann beginnt für dich an der Stelle der Prozess.
00:26:12: Musst nicht zurückkommen.
00:26:14: Berichte mir, was du von dort, wo du stehst, von dem Bahnhof, an dem du stehst, was du da für dich wahrnimmst, lass uns die Übung von dort aus anwenden.
00:26:25: Und da passiert bei vielen Menschen auch noch mal ganz viel.
00:26:28: Also in Anführungszeichen dissoziieren dürfen.
00:26:32: Ja, also natürlich, wie gesagt, man muss da sehr wach sein.
00:26:36: Aber auch das öffnet so viele Türen, weil wir haben einfach so oft einen Druckmacher.
00:26:42: Da muss es hingehen, ich muss fühlen, ich muss in den Körper.
00:26:46: Und wenn es eben erst mal, nein, das musst du alles nicht.
00:26:49: Hol dich ab, wo du stehst.
00:26:51: Du hast verdammt gute Gründe, dass du bist, wie du bist, dass du fühlst, dass du denkst, was du denkst und fühlst.
00:26:57: Du holst dich ab, wo du stehst, nicht, wo du meinst, dass du stehen musstest.
00:27:03: Was mir in dem Kontext auch geholfen hat, auch auf meinem eigenen Heilungsweg, war auch diese Würdigung, und davon hast du auch gesprochen, auch Dissoziation und andere Bewältigungsstrategien haben mir mal in gewissen Situationen geholfen, um auch durch diese Situationen durchkommen zu können.
00:27:19: Und ich habe mich da früher mal selbst für verurteilt für diese Strategien.
00:27:24: Und irgendwann, was man da wirklich geholfen hat, auch zu würdigen, dass die einfach zu dem Zeitpunkt eine Ressource waren in meinem Leben.
00:27:30: Und jetzt vielleicht gilt es das zu transformieren oder zu kauen, in welchem Kontext, aber auch diese Ansicht, diese ressourcenorientierte Ansicht zu entwickeln, hat mir da auch sehr geholfen.
00:27:42: Ich
00:27:44: wollte
00:27:44: etwas sagen, weil an der Stelle nur damit es keine Missverständnisse gibt, Timo.
00:27:50: Ich bin nicht, für mich gibt es nicht dieses dort und damals und hier und jetzt.
00:27:56: Also wenn sich etwas im jetzt zeigt, ist es auf einer Ebene jetzt.
00:28:01: Also deshalb weiß ich an der Stelle, ist der traumattherapeutische Ansatz vielleicht ein bisschen unterschiedlich, vielleicht aber auch nicht, vielleicht ist es ein Missverständnis, weil Worte können ja, wenn man so, wenn man jetzt spricht, können sich ja auch schnell Missverständnisse.
00:28:19: können schnell Missverständnisse reinkommen.
00:28:21: Also wenn du zum Beispiel sagst, die Dissoziation zu würdigen, weil es damals geholfen hat, dann bin ich sofort bei dir, sofort.
00:28:32: Aber wenn in diesem Moment etwas dissoziiert, dann ist für eine Seite in uns die Gefahr ja jetzt da.
00:28:40: Und ich bin Ich finde absolut wichtig, dass es eine Orientierung gibt.
00:28:45: Okay, jetzt in diesem Moment bin ich in diesem Zimmer, deswegen immer wieder auf Ressource gehen.
00:28:50: Und gleichzeitig aber auch zu würdigen, eine Seite in mir lebt innerlich in einer Hölle.
00:28:57: Und das auch wirklich tief zu würdigen.
00:29:00: Und diese Seite eben wieder als Zeitzeugen zu nehmen, wenn sie begleitet wird.
00:29:08: Und sie kann berichten, warum das eben für sie ganz furchtbar ist.
00:29:11: Sie muss fliehen, sie muss fliehen.
00:29:13: Dass wir nicht versuchen, sie in Anführungszeichen unsere Welt zu bekommen, sondern dass wir lernen, ihre Welt mit reinzugehen auf eine duale Weise.
00:29:24: Weil meine Erfahrung ist, wenn das tief landen kann, tief landen kann, dann muss sie nicht mehr fliehen, weil dann gibt es die Erfahrungen, Ich werde erfüllt, erhört, ich werde gesehen, dann ergibt es sich sozusagen von selbst, dass die Gefahr nicht da ist.
00:29:42: Aber ich finde es sehr wichtig, dass sie das Recht hat zu sagen, es ist jetzt gefährlich, weißt du, wie ich das mache.
00:29:52: Ich verstehe das, genau.
00:29:53: Ich meine, in dem Kontext benutze ich diesen Begriff der Wahrhaftigkeit.
00:29:59: Also das, was in mir da ist, ist wahrhaftig in dem Moment.
00:30:02: Das ist auch so, ich glaube, Wahrheit und Wahrhaftigkeit ist ein Teil der Heilung auch im Traumaprozess oder im Heilungsprozess.
00:30:12: Was ich noch spannend finde, du hast ja zu Beginn auch von deiner eigenen Geschichte gesprochen, hast auch davon gesprochen, eben Depression, depressive Verstimmungen.
00:30:22: Und du hast ja den Ansatz entwickelt der emotionalen Selbstbegleitung.
00:30:28: Wie?
00:30:29: Ich habe einfach erlebt, auch aus meinem eigenen Bekanntenkreis, gerade wenn gerade Depression auch ein großes Thema ist, dass es mit dieser Ohnmacht verbunden, die du auch geschildert hast, in eine gewisse Transformation gehen zu können und erlebt, wie auch ein guter Freund von mir immer noch ein Thema ist, dass irgendwie dieser Schritt zu dieser Selbstwirksamkeit wirklich kommt.
00:30:53: Wie begleitest du da Menschen hin, sozusagen?
00:30:56: Ich meine, damit nicht irgendwo hincoaching, sondern wie begleitest du Menschen in diese Einladung, in die Selbstwirksamkeit und diese Selbstbegleitung zu
00:31:03: kommen?
00:31:03: Ja.
00:31:04: Viele depressive Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, dass sie nicht nur die depressive Seite in sich haben, das meine ich vorhin mit dem Konflikt, sondern dass sie in der Regel unglaublich starke Druckmacher in sich haben.
00:31:24: Es gibt ja verschiedene Übungen und es gibt auch Übungen, um die Wahrnehmungen ein bisschen zu schulen, wie ich vorhin meinte.
00:31:31: Und ich hatte mal eine junge Frau auf meiner Seminare, die schon in sehr jungen Jahren mehrfach in der Klinik wegen Depression war.
00:31:42: Das war ganz schlimm für sie, dieses empfinde nur antriebslos.
00:31:47: Sie wusste so vieles, aber sie konnte, wie du eben auch gerade berichtet hast, Sie konnte diesen Schritt in den, okay, ich gehe einen Schrittchen voran, hat sie immer wieder verloren.
00:31:59: Und ich habe dann ihr auf dem Seminar, ich habe sie gebeten, dass sie mal einfach damit sie mal mitbekommen kann, was da in ihr geschieht.
00:32:09: Ich habe sie gebeten, ob sie mal von einem Abend bis zum nächsten Tag beginnen, also wo wir wieder uns getroffen haben um zehn Uhr, dass sie so lange sie wach ist.
00:32:20: eine Strichliste macht und sich immer wieder mal fragt, ob gerade eine verurteilende Stimme oder ein verurteilender Gedanke in ihr ist.
00:32:32: Weil ihr Blick war immer auf die verletzte Seite, es ist mir zu viel, ich kann nicht mehr, ich will von der Welt weg, ich will nicht mehr.
00:32:40: Und mein Gefühl war, sie hat keine Wahrnehmung für die Druckseiten.
00:32:44: Also wer macht so viel Druck, dass eine andere Seite immer wieder sagt, Es ist zu viel, ich kann nicht mehr.
00:32:53: Und sie kam am nächsten Morgen zum Seminar und sagte, sie hätte das durchgeführt und wäre völlig geflasht, weil sie meinte, ich hatte gar keine Ahnung, Maria.
00:33:03: Sie hat drei Dienervierseiten mit kleinen Strichen.
00:33:09: In wenigen Stunden am Abend und am Morgen drei Dienervierseiten.
00:33:14: Und sie sagte damals in der Gruppe, ich habe das erste Mal verstanden, warum ich so depressiv bin und manchmal gar nicht mehr leben will.
00:33:20: Weil sie meinte, ihre Wahrnehmung für diese heftigsten Kritiker, Kritikerattacken, war ihr nicht klar.
00:33:28: Sie sprach selber von Kritiker Armeen.
00:33:31: Sie meinte, es geht die gesamte Zeit.
00:33:34: Und überhaupt die Wahrnehmung dafür zu bekommen, hat bei ihr ausgelöst, dass sie ein tiefes Mitgefühl mit sich hatte, weil sie davor, es gibt ja dieses, du bist dann depressiv, das kenne ich aus meiner Hoch.
00:33:46: Hochdepressivenzeit.
00:33:48: Und dann weißt du nicht mehr wohin, weil die Verurteilung ist ja dann auch in dem Sinne da.
00:33:55: Du bist depressiv, du kannst nicht mehr.
00:33:58: Und dann kommt noch ein Kritiker innerlich und sagt, und jetzt kannst du auch das nicht mehr.
00:34:02: Und dann gibt es diese wahnsinnig negative Zukunftsprognose.
00:34:04: Es wird niemals besser werden.
00:34:06: Du bist peinlich und dann geht's los.
00:34:09: Und du weißt nicht mehr innerlich wohin.
00:34:12: Du kannst dich nur noch wegschlafen.
00:34:15: Weißt nicht mehr wohin.
00:34:17: Wenn du aber langsam Dynamiken in dir mitbekommst, kannst du anders ansetzen.
00:34:23: Also zum Beispiel, das ist natürlich jetzt tiefe Prozesse, aber zum Beispiel bei dieser jungen Frau, eine ganz bemerkenswerte junge Frau, war das eben so wichtig, weil sie gemerkt hat, okay, sie kann diese Kritiker Armeen wahrnehmen, dann hat sie ein tiefes Mitgefühl plötzlich gehabt für dieses verlassenen innere Kind, mit dem sie vorher... eher stärker identifiziert war, so, als habe ich gesagt, gut, dann hast du schon mal drei Positionen in dir.
00:34:51: Es gibt ja noch die wahrnehmte Ebene und es gibt die, die Mitgefühl hat.
00:34:55: Also so, dass nicht, was muss ich tun, damit die depressive Seite in Aktionen kommt, sondern wie kann ich den Raum liebevoll öffnen, dass mein Blick sich weitet und ich überhaupt eine Möglichkeit habe, in Begegnung zu gehen.
00:35:10: Wenn du identifiziert bist, mit diesem Kind oder mit der Seite, in der alles zu viel ist, verständlicherweise, kannst du nicht in einen Antrieb kommen.
00:35:21: Aus dieser Identifikation heraus geht es nicht.
00:35:24: Es nützt gar nichts, dann zu sagen, du müsst es, wenn du noch mehr Druck, sondern es geht darum, ein fühlendes Verständnis zu bekommen, was ist denn eigentlich in mir genau los?
00:35:35: Jetzt an Dynamiken.
00:35:37: Die Wahrnehmung ist in der Regel bei depressiven Menschen berechtigterweise enorm eingeengt, weil wir so beschossen werden.
00:35:49: Ja, könnte man sagen, im Prinzip ja auch dieses Thema, du hast auch vom inneren Kind oder den Anteil des inneren Kindes gesprochen, im Prinzip möglicherweise durch diese Verurteilung, die da stattfindet, auch in diesem depressiven Zustand.
00:36:04: Etwas ist, was im Prinzip das innere Kind schon als damals schon erlebt hat, vielleicht durch andere Personen, durch Eltern und im Prinzip jetzt erlebt, es passiert durch das selbst noch einmal und im Prinzip das zu verstehen und dadurch das Mitgefühl zu entwickeln für sich und auch natürlich diesem Anteil des inneren Kindes etc.
00:36:22: ist so ein Prinzip, so wie ich es jetzt verstehe.
00:36:24: Genau, das ist zumindest eine Sache, aber genau so.
00:36:28: Es geht darum, wirklich eine feine Wahrnehmung zu bekommen, was für Dynamiken sind eigentlich in mir vorhanden, weil wir unglaubliche Wahrnehmungsbrillen aufhaben, die schon so durchtränkt sind, von einer bestimmten Denk- und Fühlweise, in der das innere Kämpfen so normal ist, dass wir es nicht mal mehr richtig mitbekommen, weil die ganze Gesellschaft ist am Kämpfen mit sich selbst.
00:36:53: Das heißt, da überhaupt mitzubekommen, was geschieht eigentlich in uns und dass wir dann nicht mitfühlen müssen.
00:37:03: Es gibt auch Menschen mit denen, die nicht zu arbeiten, die haben minus zehn an Mitgefühlt.
00:37:08: Da ist ein ganz extremer Selbsthass und die reagieren verständlicherweise allergisch, wenn jemand dann mit irgendwelchen Worten wie Selbstliebe und Mitgefühl kommt.
00:37:18: Also sage ich uns oft zu Ihnen, das ist der Bahnhof, wo du stehst.
00:37:22: Da gehen wir rein.
00:37:23: Wir versuchen nicht, dich woanders hinzubringen.
00:37:25: Das ist der Bahnhof.
00:37:27: Also, du hast ein Hass auf dich selbst.
00:37:30: Ja, genau.
00:37:30: Und okay.
00:37:32: Und dann geht es in die Begleitung dieses inneren Anteils nicht, damit es danach nicht mehr hassend ist.
00:37:41: Das wäre nur wieder eine versteckte Selbstoptimierung im Sinne von, wir beschäftigen uns hier schön, aber am Ende musst du schön heilen und musst du fröhlich und wunderbar sein.
00:37:50: Sondern wirklich, das meint ich mit einem Untraum, dass du merkst, du bist mehr als diese Seite natürlicherweise, nicht als Konzept.
00:38:00: Es gibt ja so oft, du bist mehr als diese Seiten.
00:38:02: Aber fühlen wir das?
00:38:05: Also es geht immer wieder darum, dich sehr tief abzuholen, wo du stehst.
00:38:11: Und dann, wir sind ja nicht geboren mit Depression.
00:38:14: Wir sind nicht geboren mit einem Selbsthass.
00:38:18: Das heißt, wenn du das begleitest in die Tiefe, offenbart sich dir der Prozess.
00:38:24: Und dann wächst einfach etwas Neues.
00:38:27: Es entwickelt sich etwas Neues in dir.
00:38:29: Und das kann sehr berührend sein, auch dabei sein zu dürfen.
00:38:35: Das kennst du ja bestimmt auch.
00:38:38: Das sind ja so heilige Momente manchmal.
00:38:40: Wenn Menschen sich begegnen und sich manchmal anteilen, die unter vielen Schichten von weiteren Anteilen in der Tiefe manchmal zeigen, das ist doch eine unglaubliche Sache.
00:38:54: Wenn Liebe plötzlich den Raum betritt oder wenn Liebe uns beginnt zu finden, wenn wir nicht mehr so nach ihr suchen müssen.
00:39:03: Schön.
00:39:05: Ja, ich habe unglaublich viel Neues gelernt auch mal zum Thema Trauma.
00:39:08: Also wirklich sehr spannend.
00:39:10: auch so von den Ansätzen und auch den Ansatz, den du entwickelt hast und wo du kommst, finde ich super spannend.
00:39:15: Ich denke, da werde ich nochmal tiefer, tiefer reingucken.
00:39:21: Zum Thema Kontext Trauma auch für unsere Gesellschaft oder im Umgang mit dem Thema Trauma.
00:39:26: Du gehst ja da raus, du hast einen eigenen Ansatz auch in dem Zusammenhang entwickelt, du bildest Menschen ja auch aus, da werden wir auch gleich nochmal kurz darüber sprechen.
00:39:35: Was wäre denn dein Wunsch für die Gesellschaft zum Umgang mit dem Thema Trauma?
00:39:40: Mein Wunsch ist, dass wir uns nicht so stark was Trauma betrifft, als biologische Wesen verstehen.
00:39:47: Ich finde, dass der Schwerpunkt zu stark auf der Biologie liegt.
00:39:52: Und wenn ich das sage, meine ich das mit dem allergrößten Respekt.
00:39:56: Es gibt ja große, große Menschen, die ermöglicht haben, dass überhaupt die Biologie mehr ins Zentrum kommen kann.
00:40:05: Und ich halte es auch für normal, dass wir von einer Richtung, die oft davor mental Gesprächstherapie und all das, was eher da mehr im Zentrum waren, dass das Pendel jetzt eher einmal in die andere Richtung geht.
00:40:22: finde es so wichtig, dass wir uns als vielschichtiges Wesen erleben.
00:40:27: Mir ist das manchmal zu stark auf die Biologie bezogen, weil wenn wir das tun, laufen wir Gefahr, dass zum Beispiel dann manche Ausrichtungen, es gibt ja im traumat therapeutischen Bereich auch verschiedene Ausrichtungen, dass manche Ausrichtungen dann zu sehr auf Regulation und Kontrolle gehen und nicht weitergehen.
00:40:50: Wir Menschen sind aber, wir sind unglaublich fieschichtige Wesen.
00:40:56: Spiritualität spielt eine ganz wichtige Rolle, nicht im Sinne von Esoterik, mal irgendwas schön oder so, sondern wir sind Wesen, die zutiefst persönlich sind und Wesen, die über sich selbst hinausgehen.
00:41:12: Also es gibt einen größeren Rahmen.
00:41:15: Und da würde ich mir wünschen, dass wir den Blick mehr auf die Vielschichtigkeit bekommen können, sodass die biologischen Abläufe, die ja Zweifelsohne sehr wichtig sind, dass wir darüber wissen, wenn es um Trauma geht.
00:41:31: Die ganze Nervensystemgeschichte ist ja eine unglaublich hilfreiche Sache, aber Vorsicht.
00:41:40: Ich habe vor einiger Zeit eine Veranstaltung über Trauma gehört und da waren zwei Personen.
00:41:45: und dann sagte eine Person zu anderen Personen, um ein Nervensystem freut sich gerade sehr, dein Nervensystem zu sehen.
00:41:52: Und dann dachte ich, wir sind im Comedybereich angekommen.
00:41:56: Es treffen sich immer noch zwei Menschen.
00:41:59: Nicht nur das Nervensystem.
00:42:01: Also ich überspitze das jetzt hier vielleicht in der Aussage, aber das wurde damals so gesagt und in der Interpretation.
00:42:08: Also für mich ist es so wichtig, wenn du mich fragst, was würde ich mir wünschen?
00:42:11: Ich würde mir wünschen, dass wir noch mehr über Trauma aufklären können.
00:42:15: Ich glaube, das ist unglaublich wichtig.
00:42:18: Und ich würde mir wünschen, dass wir, wie gesagt, die Viehschichtigkeit unseres Seins, dass das noch mehr Einzug finden kann in den Traumaheilungsprozess, in den ganzen Traumaheilungsprozess.
00:42:30: Weil ich glaube, wir laufen Gefahr, sonst ein bisschen zu eng zu werden.
00:42:35: Herr Schön.
00:42:37: Ja, auch ich glaube, diese Verbundenheit zwischen im Prinzip Spiritualität ist ja für mich wirklich auch diese Verbundenheit mit den Wurzeln in der Erde, also geerdet zu sein und gleichzeitig nach oben verbunden zu sein.
00:42:48: und nicht nur entweder oder, also das eine oder das andere, sondern wirklich diese Verbundenheit der Aspekte.
00:42:54: Das finde ich schön.
00:42:55: Wir sind Menschen, die letztlich, also wir sind Wesen, die wirklich zwischen den Welten auch sich bewegen können.
00:43:02: Wir sind, wie sogar Zagswurzeln, also Erde und Himmel und wir können uns bewegen innerhalb des Spektrums und wir stehen in der Mitte.
00:43:11: Schön.
00:43:13: Ja, wenn jetzt einer der Zuschauer, Zuschauerinnen oder Hörerinnen sagt, wow, das interessiert mich deine Arbeit, dann möchte ich tiefer kennenlernen, möglicherweise, und diese ist ja auch Ausbildungen an, welche Möglichkeiten gibt es?
00:43:27: Also welche Möglichkeiten, vielleicht auch der Fortbildung gibt es und wie kann ich oder kann eine Person auf dich zukommen?
00:43:33: Ja, gerne.
00:43:34: Also ich glaube, man findet alle Informationen am besten auf meiner Website, mariasanches.de.
00:43:41: Und ich biete keine Fortbildung im klassischen Sinne an, sondern das ist tatsächlich ein tiefer innerer Weg.
00:43:48: Das heißt, es ist nicht um das zwei oder drei Jahre Fortbildung, sondern es ist wirklich ein tiefer Weg.
00:43:53: Sodass es sehr wichtig ist, dass Menschen, die sich auf den Weg machen wollen, dass ihnen auch klar ist, es geht nicht um die Tools, die kann man schnell vermitteln.
00:44:03: Es geht um den tiefen inneren Weg da drin, dass wir eben nicht mehr Tools anwenden, sondern aufwachen aus diesem biografischen Schutzprogramm.
00:44:11: Aber ich biete ja auch Online-Kurse an.
00:44:14: wenn es jetzt nicht um Menschen geht, die das jetzt beruflich machen.
00:44:18: Ich biete auch Seminare an, dass man Schritt für Schritt die Selbstbegleitung, wenn man das möchte, erlernen kann, dass man sich nochmal ganz anders begegnen kann und seinem Symptom und alle Informationen, wie ich eben meinte, findet man am besten auf meiner Website.
00:44:34: Super, werden wir auch verlinken und das heißt, wer Interesse hat, kann dann klicken und kann sich da weiter informieren bei dir.
00:44:41: Ja, vielen, vielen Dank.
00:44:43: für diesen spannenden Input, für das Näherbringen deiner Arbeit, deiner Herzensarbeit, die du selbst entwickelt hast, aufgrund deiner eigenen Erfahrungen und auch dem Ganzen, was du selbst ausprobiert hast, gemacht hast und gelernt hast.
00:44:55: Vielen, vielen Dank dafür.
00:44:56: War sehr spannend.
00:44:58: Dankeschön, Timo.
00:44:59: Ich habe mich auch sehr gefreut, mit dir zu sprechen.
00:45:01: Vielen Dank.
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